Die Kirche

(Artikel aus der Süddeutschen Zeitung vom Freitag, 8. Oktober 1993.)

Die Margaretenkirche in Jettenstetten – Ein Juwel im oberen Vilstal

Jettenstetten (4)Das ursprüngliche Portal der Kirche St. Margareta lag an der Nordseite des Kirchenschiffes. Heute ist das Spitzbogenportal vermauert. Über diesen Eingang gelangten die Bewohner des einst gegenüber der Nordwand gelegenen Schlosses in die Kirche.

Glaubhaft wird noch heute mündlich davon berichtet, dass auch ein inzwischen abgeschotteter unterirdischer Gang vom Schloßgrundstück in das Kircheninnere führte. Der schlichte Kirchenbau birgt Epitaphen einstiger Eigentümer des Herrensitzes Jettenstetten.

Im Eingangsbereich ist ein sehr schöner Weihwasserkessel auf einem gotischen Fuß in die Wand eingelassen. Es wird vermutet, dass dieser sakrale Gegenstand noch in seiner ursprünglichen Form existiert. Gleichwohl gibt es auch die Auffassung, dass möglicherweise nur der gedrehte gotische Fuß des Weihwasserkessels original sein könnte.

IMG_0672Ein einziger Altar ziert heute die Kirche. Ursprünglich gab es noch zwei Seitenaltäre. Die sind dem Geschmack vergangener Jahrzehnte zum Opfer gefallen. Die Reste zieren die Wand – Josephus und Sebastian, zwei Einzelfiguren, konnten vor der Zerstörung bewahrt werden.

Die Teile der Seitenaltäre, so glauben die Jettenstettener, hat man irgendwann in der Pfarrei Gebensbach “verheizt”. Eine landauf landab praktizierte Methode, vermeintlichen Sakralballast verschwinden zu lassen. Allenfalls kümmerliche Reste, so weiß der Veldener Pfarrer Gabriel Kreuzer, existieren noch von den Seitenaltären. Nur “bruchstückhaft vorhanden” sei da noch einiges. So genau weiß er es wohl auch nicht. Die Fragmente seien “eingelagert”, er aber “momentan überfragt”. Da fällt ihm ein, die Teile seien in “irgendeinem Bauernhof”. Man plane, dass die Reste irgendwann mal “in den Kirchenspeicher hineinkommen”.

Die Jettenstettener Kirche ist ein Kleinod, das es zu entdecken gilt. Wer nach alten Quellen die Kirche erkundet, der wird sehen, dass der ursprünglich im Eingangsbereich befindliche Kreuz, eine sehr schöne Arbeit, vermutlich zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts, heute an exponierter Stelle im Kircheninneren Platz gefunden hat.

Ein Bericht aus der Süddeutschen Zeitung vom Freitag, den 8. Oktober 1993, über die Renovierung von der Margaretenkirche in Jettenstetten

DSCN0657Weithin sichtbar ist das Gerüst. Wer näher an das Wahrzeichen Jettenstettens herankommen möchte, der muss zu Fuß gehen. Entlang an den Grundstückengrenzen umliegender Gebäude und Gehöfe führen zwei Wege zu dem Gotteshaus, dessen Turm und Westfasade derzeit renoviert werden.

Über das in die jüngst renovierte Friedhofsmauer eingelassene Portal geht es vorbei an sorgsam gepflegte Grabstätten zum Eingang der Kirche Sankt Margareta. Die Entstehung des Backsteinbaues wird nahezu in allen Quellen in der zweiten Hälfte des 15.DSCN0649 Jahrhunderts angesetzt. Der Einfluss der Landshuter Schule ist unverkennbar. Der Zahn der Zeit nagt hier wie an vielen anderen Kirchenbauten im Landkreis Erding. Der zweigeschossige Turm wie auch die Westfassade des Kirchenschiffs haben einen verschlämmten Verputz. Der muss jetzt vorsichtig erneuert werden.

DSCN0658Ein gotischer Backsteinbau, dessen Entstehung dem starken Einfluss der Landshuter Schule zugeschrieben wird, soll einen neuen Verputz erhalten? Kein Irrtum. ” Erst im Barock haben viele Experten Backsteinwände gerne verputzt,” weiß Kreisheimatpfleger Wolfgang Schierl über das allmähliche DSCN0647Verschwinden so machen Sichtmauerwerks hinter Putz. Hier, in Jettenstetten aber sind Turm und Westfassade erst “in den frühen 70er Jahren entsprechend einer Empfehlung des Bezirksheimatpflegers Hans Bleibbrunner” verputzt worden, heißt es in einem Bericht des Landesamt für Denkmalspflege. Bleibbrunner nahm damit eine bereits im Barock erprobte Methode als Heilmittel zum Schutz angegriffenen Mauerwerks auf. Wie es in dem Bericht des Landesamts weiter heißt, habe er auch bei zahlreichen Kirchen in der Umgebung eine solche, ” seinen persönlichen Geschmacksvorstellungen entsprechende Umgestaltung angeregt.”