Patenbitten

Schützen beim Patenbitten: Hellblauer Kartoffelbrei

Patenbitten 2015
Das ist so bitter: Während es Fahnenbraut Johanna Seifüssl (3. v. l.) richtig graust, ergeben sich alle anderen gleichmütig ihrem Schicksal: (v. l.) Schützenmeister Peter Murla, sein Vize Martin Lachner, Fahnenmutter Elfriede Fruhmann, Bürgermeister Franz Hofstetter und Kassier Sepp Fanger. Im Vordergrund wartet schon das „Weißbier an der Stange“. Foto: mel

 

Hubenstein/Jettenstetten – Ein wahrhaft „köstliches“ Drei-Gänge-Menü hat die Gäste aus Jettenstetten beim Patenbitten bei den Schlossschützen Hubenstein erwartet. Gefordert waren Verhandlungsgeschick, Ausdauer – und letztlich ein sehr guter Magen.

Der Jettenstettener Schützenmeister Peter Murla, sein Vize Martin Lachner, Fahnenbraut Johanna Seifüssl, Fahnenmutter Elfriede Fruhmann, Taufkirchens Bürgermeister und Schirmherr Franz Hofstetter sowie Kassier Sepp Fanger waren zum traditionellen Patenbitten in Hubenstein angetreten.

Wie es der Brauch verlangt, musste erst ausgehandelt werden, was die Paten für ihre Unterstützung erhalten sollten. Schon als der Termin ausgemacht wurde, sei es recht feuchtfröhlich zugegangen, so dass Murla auf dem unebenen Heimweg fast nicht mehr nach Hause gefunden habe, wurde erzählt.

Beim Patenbitten war es dann nicht anders. Beim Wirt z’Hubenstein kartelten Murla und Hubensteins Schützenmeister Manfred Vilgertshofer komödiantisch Freibier, Wein und Essen für die Fahnenweihe der Schlossschützen Jettenstetten aus, die am Pfingsmontag 2016 gefeiert wird.

Weißwürst und Brezn in der Früh für allesamt, zum Mittagessen einen Schweinsbraten und eine Semmel. Das war kein Problem. „Des seid’s uns a wert“, betonte Murla. „Wia schauts beim Bier aus? I waar bei 400 Liter“, meinte Vilgertshofer. So viele hätten nicht mal im Festzelt Platz, konterte Murla, meinte aber: „A Mass g’heard zum Essen scho dazu.“

Weil sich die beiden bei der Bierfrage nicht einigen konnten, mussten härtere Bandagen her, sprich das obligatorische „Scheidlknian“. Mit Schrecken sahen die Bittsteller das erste Scheidl mit Zickzack-Schnitt auf sich zukommen, das sie noch abwenden konnten. Aber auch der nächste Holzbalken war schmerzhaft spitz. Vilgertshofer verlas die Preis- und Regelliste: Einmal Hobeln übers Scheidl, Bierfuizl oder Taschentuch unterlegen, eine Scheibe Brot oder Nachwürzen kosten jeweils zehn Liter Bier, vorzeitiger Abbruch 50 Liter. „B’scheißn“, also Knieschoner und ähnliches, werden mit 25 Liter geahndet.

Vergehen gab es keine. Aber scharfe Schützensuppe mit Lakritze, dann Wackelpudding mit Negerkuss und als Dessert „Weißblaue Geschichten“: Wollwurst an Balsamico und hellblauem Kartoffelbrei. Es ging ans Eingemachte, denn zuvor hatten alle schon ein Schnitzel verdrückt. Murla schaufelte alles brav rein. ohne eine Miene zu verziehen. Lachner knabberte sogar am Latzerl, Fruhmann vertilgte ihr Mahl stoisch. Für Hofstetter hätte es gern noch Kaffee und Kuchen geben dürfen. „De Kloa“ Seifüssl würgte, und ihr grauste es sichtlich. Der Fanger Sepp machte mit hochrotem, schwitzenden Kopf zweimal schlapp. „Er hod’s Geld, aber nicht die bessan Knia“, frotzelte Vilgertshofer. Sein Schlappmachen kostete ihn 20 Liter. Gegen den Durst gab es zwischendurch „Weißbier an der Stange“. „Wia d’Kaibe“, oder „de wearn scho kase“ war vom Publikum zu vernehmen, das sich köstlichst amüsierte und bei dieser Tortur offensichtlich mitlitt.

Schließlich einigte man sich auf 180 Liter Bier für die Fahnenweihe und 40 Liter fürs Dorffest. Alles wurde in dreifacher Ausfertigung schriftlich festgehalten. Murla dankte den Paten für die Unterstützung, und dass sie nicht „über die Maßen gefoltert“ worden seien.

Birgit Lang

Merkur Online

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